Die Philharmonic Society
Das Geldgeschenk
Im Februar 1827 richtete sich der bereits todkranke Beethoven mit der Bitte um finanzielle Unterstützung an seinen alten Bekannten Ignaz Moscheles. Ähnlich lautende Briefe erhielten auch George Smart und Johann Andreas Stumpff. In früheren Jahren hatte die Philharmonische Gesellschaft bereits mehrfach mit ihm wegen eines nur ihm gewidmeten Konzerts korrespondiert. Jetzt sah sich der seit mehreren Monaten arbeitsunfähige Beethoven veranlasst, um eine solche Akademie zu seinen Gunsten zu bitten. Er war schon so schwach, dass er den Brief nur noch diktieren konnte, lediglich die später von Moscheles abgetrennte Unterschrift war von seiner eigenen Hand.
1808 war der aus Prag stammende Pianist, Komponist und Dirigent Ignaz Moscheles nach Wien gekommen, bis 1820 gehörte er dort zu Beethovens Umkreis. Von Anfang der 1820er Jahre bis 1846 lebte Moscheles in London, stand aber weiterhin in brieflichem Kontakt mit Beethoven.
Der aus Thüringen stammende Harfenmacher Johann Andreas Stumpff war ein großer Verehrer Beethovens. Im Herbst 1824
hatte er Beethoven in Baden besucht und erinnerte sich in einem erhaltenen Briefentwurf an die Begegnung: "Noch
dankt mein wallendes Herz der Vorsicht daß mich nach dem Lieben Baaden führte und von Angesicht zu Angesicht den
Liebling der Musen und Schöpfer der erhabensten Ton-Gebilde die je aus dem menschlichen Geiste geströmt blicken ließ
und der mich einer so gütigen Aufnahme gewürdigt die ich zeitlebens zu verdienen suchen werde." Im folgenden Jahr
machte er "dem größten, jetzt lebenden Ton-Künstler, Luis v. Bethoven" mit dem Geschenk der 42-bändigen
Gesamtausgabe der Werke Georg Friedrich Händels eine besondere Freude.
Nach Erhalt der Hilferufe berief der Vorstand der Philharmonischen Gesellschaft sofort eine Sitzung ein, bei dem
Beethovens Wunsch insofern entsprochen wurde, als ihm die stattliche Summe von £ 100,- sofort bewilligt und nach
Wien gesendet wurde. Dies war eine noble Geste der Gesellschaft, die Beethoven nicht immer als zuverlässigen Partner
kennen gelernt hatte, ihn aber als Künstler stets hoch achtete. Am Tag von Beethovens Begräbnis, wovon er freilich
noch nichts wusste, teilte Moscheles dann der Gesellschaft den Inhalt jenes Briefes mit, den sein Freund Sebastian
Rau ihm geschickt hatte. Rau hatte von der ungeheuren Freude berichtet, die Beethoven empfunden habe, als er ihm das
Geldgeschenk der Gesellschaft übergab. Tatsächlich war es Beethovens letztes großes Glücksgefühl, das vorübergehend
sogar zu einer gesundheitlichen Besserung führte.
Am 28. März übermittelte Sebastian Rau die Nachricht von Beethovens Tod nach London. An Moscheles schrieb er: "Beethoven ist nicht mehr; er verschied den 26tn März Abends zwischen 5 - 6 Uhr - unter dem herbesten Todeskampf und schrecklichen Leiden. Er war jedoch schon den Tag zuvor ohne alle Besinnung." Einen Brief gleichen Datums und ähnlichen Inhalts erhielt Johann Andreas Stumpff vom Wiener Klavierbauer Johann Baptist Streicher. Dieser hatte 1822 eine ausgedehnte Studienreise unternommen und sich in London mit Stumpff angefreundet.

Josef Teltscher hat Beethoven im März 1827 wohl wiederholt besucht und gezeichnet. Mit weitgehender Sicherheit war er auch am Nachmittag des 26. März im Wohnzimmer des Sterbenden zugegen, wie Anselm Hüttenbrenner und Johann Baptist Jenger es überliefert haben. Aus der Art der Darstellung ist anzunehmen, dass Beethoven zu dem Zeitpunkt, als ihn Teltscher zeichnete, noch am Leben war, sein Bewusstsein aber anscheinend bereits verloren hatte.