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Beethoven-Haus Bonn

Abguß der Lebendmaske Beethovens aus dem Jahr 1812

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Franz Klein: Portraitbüste Ludwig van Beethoven (1812)

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Grabmal Ludwig van Beethovens auf dem Währinger Ortsfriedhof in Wien (1828)

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Friedrich von Amerling: Entwurf für ein Beethoven-Denkmal (1840er Jahre)

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Ernst Julius Hähnel: Beethoven-Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz (1845)

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Ernst Julius Hähnel: Beethoven-Denkmal Bonn (1845)

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Reliefs vom Sockel des Bonner Beethoven-Denkmals

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Ernst Julius Hähnel: Beethoven-Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz (1845)

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Theodore Baur: Beethoven-Statue in der Library of Congress, Washington D.C. (2. Hälfte 19. Jahrhundert)

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Friedrich Drake: Entwurf für ein Beethoven-Denkmal (um 1840-45)

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Gustav Blaeser: Beethoven als Apollo (um 1840)

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Apollo mit Kithara (1. Jh. v. Chr.)

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Emil Eugen Sachse: Entwurf für ein Beethoven-Denkmal, Holzschnitt, um 1890

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Caspar Zumbusch: Beethoven-Denkmal Wien (1880)

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Caspar Zumbusch: Beethoven-Figur vom Beethoven-Denkmal in Wien (1880)

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Caspar Zumbusch: Beethoven-Denkmal Wien (1880)

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Carl Kundmann: Schubert-Denkmal Wien (1872)

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Joseph Adolf Lang: Beethoven in den Wolken (1905)

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Max Klinger (1857-1920): Das Beethoven-Denkmal in Leipzig (1902)

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Max Klinger : Modell für das Leipziger Beethoven-Denkmal (1885/86)

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Max Klinger: Beethoven-Denkmal Leipzig (1902)

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Das Beethoven-Denkmal von Max Klinger in den Räumen der Wiener Sezessions-Ausstellung (1902)

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Hugo Höppener, genannt Fidus: Entwurf für einen Beethoven-Tempel (1903)

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Robert Weigl: Beethoven-Denkmal in Heiligenstadt (1902-1910)

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Martin Tejcek: Beethoven beim Spaziergang (1841)

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Emile-Antoine Bourdelle: "Beethoven au foulard" (um 1890)

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Emile-Antoine Bourdelle: "Beethoven" (1902)

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Emile-Antoine Bourdelle: "La Pathétique" (1929)

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Naoum Aronson : Das Beethoven-Denkmal im Garten des Beethoven-Hauses Bonn (1905)

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Naoum Aronson: Entwürfe und Modelle für das Beethoven-Denkmal in Bonn (Sommer 1905)

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Theodor Gosen: Das Beethoven-Denkmal in Mexico City (1921)

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Peter Christian Breuer: Modell für eine Beethoven-Sitzplastik (1910 oder 1926)

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Peter Christian Breuer (1856-1930): Modell für ein Beethoven-Denkmal (1926)

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Peter Christian Breuer (1856-1930): Modell für ein Beethoven-Denkmal (1926-1930)

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Peter Christian Breuer/Friedrich Diederich: Beethoven-Figur in der Bonner Rheinaue (1926-1938)

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Klaus Kammerichs: "Beethon" - Das Beethoven-Denkmal vor der Bonner Beethoven-Halle (1986)

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Joseph Karl Stieler: Ludwig van Beethoven mit dem Manuskript der Missa solemnis (1820)

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Klaus Kammerichs: Frontansicht des Beethoven-Denkmals vor der Bonner Beethoven-Halle (1986)

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Klaus Kammerichs: Rückansicht des Beethoven-Denkmals vor der Bonner Beethoven-Halle (1986)

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Klaus Kammerichs: Seitliche Ansicht des Beethoven-Denkmals vor der Bonner Beethoven-Halle (1986)

Erhaben, kurios oder modern

Beethoven-Denkmäler des 19. und 20. Jahrhunderts

Zurück

Der Wunsch, durch Denkmäler an herausragende Persönlichkeiten, Ereignisse und Leistungen zu erinnern, ist so alt wie die europäische Kultur. Im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Bedürfnis, Persönlichkeiten aus Politik, Kunst und Wissenschaft durch Erinnerungsmale zu ehren, jedoch so ausgeprägt, daß diese Epoche geradezu als "denkmals-süchtig" bezeichnet worden ist.

Während man zuvor meistens Staatsmännern und Monarchen durch die Aufstellung von Monumenten an öffentlich zugänglichen Orten gehuldigt hatte, wurden nun immer häufiger auch Dichter, bildende Künstler, Musiker und Wissenschaftler durch Denkmäler geehrt.

Für Ludwig van Beethoven wurden besonders viele und in ihrem Aussehen sehr unterschiedliche Denkmäler errichtet. Schon kurz nach seinem Tod entstand der Wunsch, den großen Komponisten auf eine besondere Weise zu ehren. Und bis in die Gegenwart hinein werden überall auf der Welt Büsten, ganzfigurige Plastiken und große Anlagen zu seinem Andenken errichtet.

Die folgenden Seiten stellen einige der wichtigsten Beethoven-Denkmäler vor und zeigen die Vielfalt der Formen und Ansätze, die die bildenden Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts entwickelten, um an Ludwig van Beethoven und seine Musik zu erinnern.

Hähnel-Denkmal en face 3
(1845)

(1880)
Aronson-Denkmal, gesamt
(1905)

1800 - 1830

Anfänge und Vorläufer

Als Denkmal kann jedes architektonische oder plastische Monument gelten, das mit der Absicht, an eine bedeutende Persönlichkeit zu erinnern, aufgestellt wird und öffentlich zugänglich ist. In diesem Sinne kann bereits die Beethoven-Büste, die im Jahr 1812 von Franz Klein geschaffen wurde, als eine Art Beethoven-Denkmal interpretiert werden. Denn Beethovens Freund Andreas Streicher gab diese Büste in Auftrag, um sie gemeinsam mit den Bildnissen anderer verehrter Musiker der Vergangenheit in einem Saal seiner Klavierfabrik aufzustellen. In diesem Raum wurden Konzerte veranstaltet, so daß hier also bereits eine öffentliche Zugänglichkeit gewährleistet war. Zwar ist diese Plastik in ihrer Erscheinungsform noch ganz bescheiden und hat hauptsächlich das Ziel, den Komponisten zu porträtieren, jedoch ist mit ihr im Prinzip bereits das erste Beethoven-Monument entstanden.

Abguß der Lebendmaske Beethovens aus dem Jahr 1812
Abguß der Lebendmaske Beethovens aus dem Jahr 1812

Franz Klein: Lebendmaske Ludwig van Beethovens (1812)Alter Nachguß nach der von Franz Klein im Jahr 1812 abgenommenen Maske (Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H.C.Bodmer, BBi 4/21 Fotografie H.-J. Schreck, 2002

Um eine möglichst realistische Büste Beethovens zu schaffen, nahm Franz Klein zunächst eine Maske von Beethovens Gesicht ab. Schon bald wurden einige Abgüsse aus der originalen Form angefertigt, von denen sich auch einer im Besitz Johann Wolfgang von Goethes befand (heute im Goethe-Nationalmuseum Weimar). Auch der hier gezeigte Nachguß in der Sammlung des Beethoven-Hauses dürfte schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hergestellt worden sein.

Franz Klein: Portraitbüste Ludwig van Beethoven (1812)
Franz Klein: Portraitbüste Ludwig van Beethoven (1812)

Franz Klein: Portraitbüste Ludwig van Beethovens (1812)Bronzierter Nachguß des Originals von Franz Klein (Beethoven-Haus Bonn, P 2) Fotografie von H.-J. Schreck, 2002

Wesentlich deutlicher ist der Aspekt der Verehrung für Beethoven dann bei dem Grabmal greifbar, das einige Freunde des Komponisten auf dem Währinger Ortsfriedhof errichten ließen. Dieses ist in seiner Form einer Gruppe von Grabmonumenten ähnlich, die am Ende des 18. und im frühen 19. Jahrhundert errichtet wurden. Dabei wurden gerne monumentale architektonische Elemente verwendet, die den Verstorbenen auf eine erhabene Art ehren und seiner Grabstätte so eine größere Bedeutung verleihen sollten. Vor allem Obelisken waren für diese bürgerlichen Grabmale sehr beliebt.

Grabmal Ludwig van Beethovens auf dem Währinger Ortsfriedhof in Wien (1828)
Grabmal Ludwig van Beethovens auf dem Währinger Ortsfriedhof in Wien (1828)

Ferdinand Schubert (1794-1859): Beethovens Grabstein auf dem Währinger Ortsfriedhof Nicht bezeichneter Stahlstich, 1829 (Beethoven-Haus Bonn, B 224)

Nach Beethovens Beerdigung unternahmen seine Freunde verschiedene Aktivitäten, um die notwendigen Mittel für die Errichtung eines Grabmales zusammenzubringen. Dieses konnte im Winter 1827/1828 ausgeführt werden und war spätestens am ersten Jahrestag des Todes Beethovens fertiggestellt. Der Entwurf für den obelisken-förmigen Grabstein soll von Franz Schuberts Bruder Ferdinand stammen. Zumindest behauptet Ferdinand Schubert dies in den Notizen für seine Autobiographie. Zwar ist keine zugehörige Vorstudie oder Entwurfszeichnung erhalten geblieben, jedoch ist es durchaus möglich, daß der als Lehrer und Chorleiter tätige und zeichnerisch begabte Schubert tatsächlich der Gestalter des Gedenksteines war. Denn nach eigener Aussage lieferte er häufiger Entwürfe für Steinmetze und gestaltete auch verschiedentlich Grabinschriften auf Stein.

Bald verselbständigten sich diese Erinnerungs-Monumente, und aus Grabmälern wurden bürgerliche Denkmäler. Diese konnten nun an ganz verschiedenen Orten aufgestellt werden. Ein frühes Beispiel für ein solches echtes Denkmal für einen Angehörigen des Bürgertums ist der Obelisk, der für den Hamburger Gymnasialprofessor Johann Georg Büsch errichtet wurde. Die Ähnlichkeit solcher Denkmäler mit dem Grabmal für Ludwig van Beethoven macht deutlich, daß man sich auch in Wien an solchen Vorstellungen orientierte, und daß Beethovens Grabstein an der Grenze zwischen Erinnerungsmonument und Denkmal steht.

1830 - 1845

Das erste Beethoven-Denkmal entsteht

Schon kurz nach Beethovens Tod kam es in Bonn und Wien zu den ersten Bestrebungen, dem Komponisten ein Denkmal zu errichten. Da es sehr ungewöhnlich war, einen erst kurz zuvor verstorbenen Künstler auf diese Weise zu ehren, war es ein Hauptanliegen aller Beteiligten, ein modernes Monument zu gestalten. So entschieden sich sowohl der Wiener Künstler Friedrich von Amerling (1803-1887), als auch der Dresdener Bildhauer Ernst Julius Hähnel (1811-1891) in ihren Denkmalsentwürfen für die Darstellung Beethovens in zeitgenössischer Kleidung. Um die schöpferische Tätigkeit Beethovens zum Ausdruck zu bringen, stellten ihn beide Künstler beim Komponieren dar - mit der Feder in der rechten Hand.

Friedrich von Amerling: Entwurf für ein Beethoven-Denkmal (1840er Jahre)
Friedrich von Amerling: Entwurf für ein Beethoven-Denkmal (1840er Jahre)

Friedrich von Amerling (1803-1887): Ludwig van Beethoven sitzend oder Entwurf für ein Beethoven-DenkmalLavierte Federzeichnung, Mitte 19. Jahrhundert (Beethoven-Haus Bonn, NE 209)

Friedrich von Amerling ist vor allem als Porträtist und als Historienmaler bekannt geworden. In der Zeit zwischen 1830 und 1850 wurden seine Arbeiten gleichermaßen von Angehörigen der österreichischen Aristokratie wie des Bürgertums geschätzt. In diesen Jahren dürfte wohl auch seine Darstellung Beethovens entstanden sein. Sie ist durch ihre besonders schlichte Auffassung bemerkenswert. Denn der Komponist scheint sich gerade auf seinem Stuhl niedergelassen zu haben, um einige Noten niederzuschreiben. Den Hut hat er unter seinen Sitz gelegt, den Fuß auf eine Art Instrumentenkasten gestützt. So macht die ganze Darstellung einen sehr spontanen und lebendigen Eindruck - als ob ein beliebiger Moment aus dem unmittelbaren Alltag Beethovens festgehalten würde. In dieser Art entspricht Amerlings Zeichnung ganz der Kunstauffassung des Wiener Biedermeiers und unterscheidet sich zugleich grundlegend von den Entwürfen anderer Künstler des 19. Jahrhunderts.

Während es in Wien noch knapp 40 Jahre dauern sollte, ehe es endgültig zur Aufstellung eines Denkmals für Beethoven kam, konnte in Bonn bereits im Jahr 1845 ein Monument für den Komponisten errichtet werden. Der feierlichen Enthüllung des Denkmals war ein langwieriger Entstehungsprozeß vorangegangen, der von zahlreichen Streitigkeiten zwischen den Mitgliedern des Denkmals-Komitees geprägt war. Denn die Ansichten darüber, wie ein Monument für Beethoven auszusehen habe, waren bei den beteiligten Musikern, Historikern und Künstlern sehr unterschiedlich.

Ernst Julius Hähnel (1811-1891): Das Beethoven-Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz (1845) Fotografie S. Bettermann, 2003

Ernst Julius Hähnel: Beethoven-Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz (1845)
Ernst Julius Hähnel: Beethoven-Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz (1845)

Ernst Julius Hähnel (1811-1891): Das Beethoven-Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz (1845) Fotografie S. Bettermann, 2003

Ernst Julius Hähnel (1811-1891): Das Beethoven-Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz (1845) Fotografie S. Bettermann, 2003

Julius Hähnel konnte schließlich nach mehreren Versuchen das Bonner Kommittee mit seinem Konzept einer Statue Beethovens auf einem hohen Sockel, der mit allegorischen Reliefs dekoriert war, überzeugen. Nachdem Franz Liszt durch eine großzügige Geldspende die Finanzprobleme des Projektes behoben hatte, konnte das Denkmal schließlich fertiggestellt werden. Man feierte seine Enthüllung mit einem mehrere Tage andauernden Musikfest, durch das die Tradition der noch heute bestehenden Bonner Beethoven-Feste begründet wurde.

1845

Das Beethoven-Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz

Als man in Bonn einen Wettbewerb für die Gestaltung eines Denkmals für Ludwig van Beethoven ausgeschrieben hatte, bewarben sich eine ganze Reihe mehr oder weniger bekannter deutscher Bildhauer um diesen renommé-trächtigen Auftrag. Schließlich wählte man in Bonn den Entwurf des damals bereits in Dresden und München erfolgreich tätigen Bildhauers Ernst Julius Hähnel. Sein Konzept wurde als modern und erhaben zugleich empfunden.

Ernst Julius Hähnel (1811-1891)

Ernst Julius Hähnel (1811-1891): Das Beethoven-Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz (1845)Fotografie S. Bettermann, 2003

Ernst Julius Hähnel: Beethoven-Denkmal Bonn (1845)
Ernst Julius Hähnel: Beethoven-Denkmal Bonn (1845)

Ernst Julius Hähnel (1811-1891): Das Beethoven-Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz (1845)Fotografie S. Bettermann, 2003

Schon seit 1832 gab es in Bonn Bestrebungen zur Errichtung eines Denkmals für den Komponisten. Als dieses Projekt, bedingt durch organisatorische und finanzielle Schwierigkeiten gegen Ende der 1830er Jahre fast zum Erliegen kam, erfuhr Franz Liszt anscheinend durch Zeitungsberichte von den Problemen in Bonn. Auf Grund seiner persönlichen Beziehung zu Beethovens Musik ergriff er die Initiative, um die noch fehlenden Geldmittel zur Verfügung zu stellen. Durch sein großzügiges Eingreifen war im August 1840 schließlich der notwendige Betrag vorhanden, und es wurde ein öffentlicher Wettbewerb um die Gestaltung des Denkmals ausgeschrieben, an dem sich sieben deutsche Bildhauer beteiligten: Ernst Julius Hähnel (1811-1891), Gustav Hermann Bläser (1813-1874), Johann Friedrich Drake (1805-1882), Hermann Knaur (1811-1872), Hermann Rudolf Heidel (1810-1865), Eduard Schmitz von der Launitz (1797-1869) und Emil Cauer d.Ä. (1800-1867). Nachdem man sich für Ernst Julius Hähnels Entwurf entschieden hatte, wurde das Denkmal von Jakob Daniel Burgschmiet (1796-1858) in Nürnberg gegossen. Schließlich konnte am 12. August 1845 das noch heute auf dem Bonner Münsterplatz stehende Denkmal enthüllt werden.

Ernst Julius Hähnel (1811-1891): Das Beethoven-Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz (1845)Fotografie S. Bettermann, 2003

Hähnel stellte Beethoven in der Kleidung dar, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in bürgerlichen Kreisen Deutschlands und Österreichs üblich war: in Hemd und Halstuch, langärmeliger Jacke und langer Hose. Allerdings fügte der Bildhauer dieser Gewandung noch einen üppigen Mantel hinzu, damit die Figur Beethovens bei aller Modernität doch eine gewisse Erhabenheit erhielt. Die Pose des Komponisten, der in leichter Schrittstellung gezeigt wird und in der erhobenen rechten Hand die Schreibfeder hält, soll die musikalische Inspiration Beethovens darstellen und zugleich das Zukunftsweisende seiner Kunst ausdrücken.

Theodor Langer (1819 - 1859): Sockelrelief vom Bonner Beethoven-Denkmal (1845)

Stahlstich, Mitte 19. Jahrhunderts aus: Hähnel, E.J./Langer, R. und T.: Ludwig van Beethoven's Denkmal zu Bonn, errichtet im Jahre 1845, erfunden und ausgeführt von Ernst Julius Hähnel, Bildhauer zu Dresden, gestochen von Robert Langer. o. O. und J. (Beethoven-Haus Bonn, B 228 - 231)

Die vier Reliefs am Sockel des Bonner Beethoven-Denkmals zeigen allegorische Darstellungen der Musik. Die Seite des Denkmals, die zur Bonner Münsterkirche hin gerichtet ist, zeigt "Die geistliche Musik" in mittelalterlichem Gewand an der Orgel sitzend.

Reliefs vom Sockel des Bonner Beethoven-Denkmals
Reliefs vom Sockel des Bonner Beethoven-Denkmals

Theodor Langer (1819 - 1859): Sockelrelief vom Bonner Beethoven-Denkmal (1845)Stahlstich, Mitte 19. Jahrhunderts aus: Hähnel, E.J./Langer, R. und T.: Ludwig van Beethoven's Denkmal zu Bonn, errichtet im Jahre 1845, erfunden und ausgeführt von Ernst Julius Hähnel, Bildhauer zu Dresden, gestochen von Robert Langer. o. O. und J. (Beethoven-Haus Bonn, B 228 - 231)

Die vier Reliefs am Sockel des Bonner Beethoven-Denkmals zeigen allegorische Darstellungen der Musik. Auf der Frontseite ist "Die Phantasie" zu sehen (mit Leier und Lorbeerkranz, auf einer Sphinx reitend). Auf der Rückseite verkörpert eine Frauenfigur mit Kithara "Die Sinfonie". Um sie herum spielen Putten, die die verschiedenen Stimmungen einer Sinfonie ausdrücken sollen. (Vgl. Abb.)

Theodor Langer (1819 - 1859): Sockelrelief vom Bonner Beethoven-Denkmal (1845)Stahlstich, Mitte 19. Jahrhunderts aus: Hähnel, E.J./Langer, R. und T.: Ludwig van Beethoven's Denkmal zu Bonn, errichtet im Jahre 1845, erfunden und ausgeführt von Ernst Julius Hähnel, Bildhauer zu Dresden, gestochen von Robert Langer. o. O. und J. (Beethoven-Haus Bonn, B 228 - 231)

Die vier Reliefs am Sockel des Bonner Beethoven-Denkmals zeigen allegorische Darstellungen der Musik. Auf der von der Bonner Münsterkirche abgewandten Seite ist "Die dramatische Musik" zu sehen. Sie trägt ein antikisierendes hochgegürtetes Kleid und spielt die Kithara. Zusätzlich sind ihr zwei antike Theatermasken beigegeben.

Während die Beethoven-Figur, die Hähnel für das Bonner Denkmal gestaltete, in der Öffentlichkeit seiner Zeit durchaus kritisch gesehen wurde - man empfand diesen Beethoven entweder als zu erhöht oder als zu banal, stießen die Reliefs, die der Künstler für den hohen Sockel seines Denkmals geschaffen hatte, auf einhellige Zustimmung. In ihnen gestaltete Hähnel allegorische Darstellungen der verschiedenen Arten der Musik, die Beethoven komponiert hatte.

1845 - 1900

Das Nachleben des Bonner Denkmalstypus

In der Gestaltung seines Beethoven-Monumentes für Bonn folgte Ernst Julius Hähnel einem Denkmalstyp, der im 19. Jahrhundert vor allem für die Ehrung von Künstlern und Wissenschaftlern aus Kreisen des Bürgertums sehr beliebt war. Dabei wurden die dargestellten Personen in der Regel stehend, oft in leichter Schrittstellung, auf einem in etwa quadratischen Sockel gezeigt, der mit Inschriften und Reliefs dekoriert war. Sie trugen zumeist die Kleidung ihrer Zeit und erhielten oft zusätzlich einen üppigen Mantel, der wie beim Bonner Beethoven-Denkmal dazu dienen sollte, die Figuren optisch zu vergrößern und monumentaler wirken zu lassen. Andere Beispiele für diese Art von Denkmälern sind das Denkmal für Jean Paul in Bayreuth (1841), das Goethe-Monument in Frankfurt (1844) oder das Herder-Denkmal in Weimar (1850).

Ernst Julius Hähnel: Beethoven-Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz (1845)
Ernst Julius Hähnel: Beethoven-Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz (1845)

Ernst Julius Hähnel (1811-1891): Das Beethoven-Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz (1845) Fotografie S. Bettermann, 2003

Theodore Baur: Beethoven-Statue in der Library of Congress, Washington D.C. (2. Hälfte 19. Jahrhundert)
Theodore Baur: Beethoven-Statue in der Library of Congress, Washington D.C. (2. Hälfte 19. Jahrhundert)

Theodore Baur (1835-um 1902): Beethoven-Statue in der Library of Congress, Washington (2. Hälfte 19. Jahrhundert) Anonyme Fotografie, um 1985 (Beethoven-Haus Bonn, B 1300)

Theodore Baur wurde 1835 in Baden Württemberg geboren und erhielt anscheinend hier auch seine Ausbildung als Bildhauer und Dekorateur. Um 1850 emigrierte er nach Nord-Amerika. Dort war er an verschiedenen öffentlichen Projekten beteiligt, wie an der Dekoration des Parlamentsgebäudes in Ottawa/Ont. oder der Ausschmückung der Library of Congress in Washington D.C. In den 1890er Jahren lebte Baur in New York, wo er vor allem Privatvillen ausschmückte und Mitglied des Fellowcraft Clubs wurde. 1902 kehrte er wieder nach Deutschland zurück. Von dieser Zeit an verliert sich seine Spur. Baurs Todesdatum ist nicht bekannt.

Diese Art der Darstellung war überall in Europa beliebt und lebte noch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts fort. Sie wurde z.B. auch von dem deutsch-amerikanischen Bildhauer Theodore Bauer (1835-um 1902) aufgegriffen, als dieser die Beethoven-Statue für die Library of Congress in Washington D.C. schuf.

1845 - 1910

Die Zeit der großen Beethoven-Monumente

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte zwar vielerorts die Tradition des schlichten Denkmals fort, das Beethoven stehend auf einem mehr oder weniger hohen Sockel zeigte. Gleichzeitig entwickelte sich aber auch ein ganz anderer, deutlich monumentalerer Typ, bei dem der Komponist auf einem Sessel oder Thron sitzend dargestellt wurde.

Friedrich Drake: Entwurf für ein Beethoven-Denkmal (um 1840-45)
Friedrich Drake (1805-1882): Entwurf für ein Beethoven-Denkmal (1837)

Reproduktion eines anonymen Stiches nach einer Zeichnung von Adolf von Menzel mit der Abbildung des Entwurfs von Drake, 1903/1904
(Beethoven-Haus Bonn, B 238)


Johann Friedrich Drake arbeitete als Mitarbeiter von Christian Daniel Rauch (1777-1857) in Berlin. Schon wenige Jahre nach Beethovens Tod fertigte er verschiedene Plastiken an, die den Komponisten darstellten. Zum ersten Mal wurden diese Statuetten 1836 bei der Berliner Akademieausstellung öffentlich gezeigt.

In diesen Modellen hatte Drake den Komponisten stehend oder gehend und anscheinend in zeitgenössischer Kleidung dargestellt. Er änderte dieses Konzept, als er sich 1840 am Wettbewerb für das Bonner Beethoven-Denkmal beteiligte. Nun reichte er einen Denkmalsentwurf ein, der Beethoven sitzend zeigte. Obwohl Drakes Modelle verloren gingen, sind seine Ideen durch eine Lithographie überliefert, die Adolph von Menzel (1815-1905) nach einer Zeichnung des Bildhauers anfertigte.

Drake war einer der ersten Bildhauer, die einen hohen Sockel mit allegorischen Figuren entwarfen, auf dem Beethoven auf einer Art Thron sitzend dargestellt werden sollte. Der Komponist hielt eine Partitur auf dem Schoß und schaute sinnend nach oben. Das Gewand sollte idealisierend sein und nicht der zeitgenössischen Kleidung des 19. Jahrhunderts entsprechen. Dieser Entwurf ist besonders interessant, da sich in ihm bereits die Tendenz abzeichnet, Beethoven räumlich zu erhöhen und durch reiches allegorisches Beiwerk herauszustellen. Drakes Konzept geht in dieser Auffassung über das bürgerliche Standbild hinaus und kündigt bereits die prachtvoll inszenierten Monumente der Wilhelminischen Ära an.

Als einer der ersten konzipierte der Berliner Bildhauer Friedrich Drake (1805-1882) ein Denkmal dieser Art. Drake entwickelte seine ersten Ideen wohl bereits kurz nach dem Tod des Komponisten in den 1830er Jahren. Als der Wettbewerb für das Bonner Beethoven-Denkmal ausgeschrieben wurde, beteiligte er sich mit einem Entwurf daran, der sich vor allem durch die Tatsache, daß Beethoven sitzend gezeigt wird, und durch die üppig dekorierte Sockelzone auszeichnet.

Zwar wurde Drakes Entwurf vom Bonner Denkmals-Kommittee als zu heroisch abgelehnt und deshalb nicht ausgeführt, sein Grundkonzept sollte jedoch wegweisend für die weitere Entwicklung der Beethoven-Monumente am Ende des 19. Jahrhunderts werden.

1850 - 1910

Beethoven wird zum "Olympier"

Traditionellerweise wurden herausragende musikalische Leistungen einer Person in Portraits oder Denkmälern durch die Beigabe einer Leier angedeutet. Dieses Instrument, das ursprünglich dem antiken Gott Apoll und den Musen Erato und Terpsichore vorbehalten war, findet sich schon im 18. Jahrhundert immer wieder in Darstellungen von Musikern und Komponisten. Einerseits sollte mit diesem Motiv allgemein ein Hinweis auf den musikalischen Kontext gegeben werden, andererseits sollte aber auch konkret der Bezug zu den olympischen Gottheiten und den Musen hergestellt werden. Zugleich wurde damit auf die göttliche Inspirationsquelle für die Musik angespielt.

Gustav Blaeser: Beethoven als Apollo (um 1840)
Gustav Hermann Bläser (1813-1874): Beethoven mit Leier und Schriftrolle, in der Art des Gottes Apoll (1838-1842)

Reproduktion einer alten Fotografie des Entwurfs von Bläser, um 1920 (Beethoven-Haus Bonn, Fotodokumentation Stephan Ley, Band VIII, Nr. 78)

Der in Berlin tätige Bildhauer Gustav Hermann Bläser beschäftigte sich besonders früh mit der Idee, ein Denkmal für Ludwig van Beethoven zu entwerfen. Schon 1836, d.h. nur etwa 9 Jahre nach Beethovens Tod, stellte er die ersten Überlegungen an und fertigte wohl auch schon ein Modell an. Zwei Jahre später zeigte er seine bis dahin entstandenen Beethoven-Statuetten zum ersten Mal öffentlich. Als der Wettbewerb für das Beethoven-Denkmal in Bonn ausgeschrieben wurde, beteiligte sich Bläser daran mit einer Daguerreotypie und einem Modell. Von Bläsers Entwurf ist nur eine alte Abbildung der Beethoven-Figur erhalten geblieben. Diese sollte ursprünglich auf einem Sockel stehen, an dem Allegorien der religiösen und der kriegerischen Begeisterung, der Trauer und der Freude zu sehen waren. Ein Zeitgenosse Bläsers schrieb, dieses Ensemble zeige Beethoven als Herrscher über die Gefühle durch die Macht seiner Musik. Den Preisrichtern und dem Publikum gefiel die Idee, die Gefühle als Allegorien an einem Beethoven-Denkmal darzustellen. Die Beethoven-Statue Bläsers wurde aber abgelehnt, da der Komponist nicht in zeitgenössischer Kleidung zu sehen war, sondern in seiner ganzen Auffassung eher einer antiken Orpheus- oder Apollo-Statue ähnelte. Dies entsprach nicht den Vorstellungen, die man um 1840 von einem modernen Denkmal für einen Musiker, der erst kurz zuvor gestorben war, hatte. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden derartige Ideen populär. Beethoven wurde nun in bildlichen Darstellungen immer häufiger mit den Attributen antiker Götter ausgestattet.

antike Apollo Statue (Vatikan)
Apollo mit Kithara (1. Jh. v. Chr.)

Ludwig van Beethoven wurde bereits im Alter von 34 Jahren in einem Gemälde von Willibrord Joseph Mähler (1778-1860) mit der Leier in der Hand dargestellt. Bei der Gestaltung von Denkmälern, die man für Beethoven errichten wollte, kam es schon früh zu einer relativ eindeutigen Gleichsetzung des Komponisten mit Apoll. Denn schon 1845 entstanden Entwürfe, die Beethoven nicht in einer realistischen Gewandung zeigen. Statt dessen wurde der Komponist in den weiten Mantel antiker Gottheiten gehüllt und erhielt als Attribute die Leier und manchmal sogar den Lorbeerkranz des Apoll. Ein typisches Beispiel für diese Auffassung zeigt das hier abgebildete Modell, das Gustav Blaeser (1813-1874) für das Bonner Beethoven-Denkmal schuf.

Sachse, Holzschnitt - Beethoven-Denkmal
Emil Eugen Sachse: Entwurf für ein Beethoven-Denkmal, Holzschnitt, um 1890

Während man in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dieser Art der Beethoven-Darstellung eher kritisch gegenüberstand, da man sie als zu heroisch empfand, änderte sich der Geschmack später grundlegend. Nun wurde die gedankliche Verbindung zwischen Beethoven und dem Musengott immer beliebter, bis es am Ende des 19. Jahrhunderts zu einer echten Heroisierung Beethovens kam. Die Darstellung von Emil Eugen Sachse (1828-1887) läßt den Übergang zwischen dem bürgerlichen Beethoven-Denkmal aus der Zeit um 1850 und der heroischen Auffassung der zweiten Jahrhunderthälfte besonders gut erkennen. Beethoven ist zwar noch stehend gezeigt und trägt die Kleidung der Zeit um 1825, sein Mantel ist aber viel voluminöser als in älteren Entwürfen und erinnert nun deutlich an die Draperien antiker Götterstatuen. Auch der Lorbeerkranz, den der Komponist trägt, verweist auf diesen Zusammenhang.

1878 - 1880

Das Beethoven-Denkmal von Caspar Zumbusch - I

Das wohl berühmteste Beethoven-Denkmal aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist das von Caspar Clemens von Zumbusch (1830-1915) geschaffene Monument in Wien. Noch stärker als bei dem Entwurf von Friedrich Drake ist hier die Tendenz zu spüren, Beethoven zu heroisieren und die Bedeutung seiner Kunst durch eine Fülle allegorischer Figuren herauszustellen.

Caspar Zumbusch: Beethoven-Denkmal Wien (1880)
Caspar Zumbusch (1830-1915): Das Beethoven-Denkmal auf dem Beethoven-Platz in Wien (1880)

Heliogravüre des k.k. mil.-geogr. Institutes, 1885 (Beethoven-Haus Bonn, B 234)

Aus der Rede von Dr. Michael Walz zur Enthüllung des Beethoven-Denkmals von Caspar Zumbusch am 1.5.1880, gehalten im Festsaal des Akademischen Gymnasiums Wien:

"... nicht allein zur Beachtung und zum Studium der Denkmäler der Kunst wollen wir euch heute mahnen ... Jedes Fleckchen Erde, jeder Stein weiss dir viel zu sagen, aber du musst seine Geschichte, seine Sprache erlernen. Lerne schauen und schau um dich überall, was Schönes sich dir bietet, was Menschen errungen und geschaffen. Schreite nicht stumpf über den Boden deines Heims; er ist Kampfplatz und Friedhof deiner Ahnen und Urahnen, wandere nicht tonlos und kalt durch die Welt; Kosmos heissen sie die Alten, und sie ist ja heute so vernünftig und so schön wie ehemals; €auch uns leuchtet die Sonne Homers'. Gewiss, wenn euch dieser schöne Frühling €mit seinen tausend Veilchenaugen', wenn euch der weite Sternenhimmel mit seinen Flammenzungen unverständlich bleibt: dann mahnen wir umsonst, dann ruft alles euch umsonst: €Siste, viator!' [Bleibe stehen, Wanderer!] ..."

Der Komponist thront hoch oben, weit weggerückt vom Betrachter, auf den er herabblickt. Zu seinen Füßen sind an der Front und Rückseite des Denkmals Putten dargestellt, die Beethovens Sinfonien oder allgemein seine Musik verkörpern. An den beiden Seiten des Monumentes sind die großen Figuren des Gottes Prometheus und der Göttin Fama angebracht. Eine dreistufige Basis trägt das gesamte Monument.

Caspar Zumbusch (1830-1915): Das Beethoven-Denkmal auf dem Beethoven-Platz in Wien (1880)

Fotografie S. Bettermann, 2001

Die große Männerfigur am Sockel des Beethoven-Denkmals von Caspar Zumbusch stellt den antiken Titanen Prometheus dar. Nach der griechischen Mythologie brachte dieser den Menschen das eigentlich den Göttern vorbehaltene Feuer. Er wurde dafür mit ewiger persönlicher Qual bestraft, denn man schmiedete ihn an einen Felsen, und täglich kam der Adler des Zeus und fraß von seiner Leber. Erst nach Jahrhunderten konnte Herakles Prometheus befreien.

Die Gleichsetzung Beethovens mit Prometheus war im 19. Jahrhundert sehr beliebt. Denn man zog Parallelen zwischen Beethovens persönlicher Tragödie der Taubheit und dem Leiden des antiken Gottes. Beide Titanen mußten zum Wohl der Menschheit Qualen erdulden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden derartige Vorstellungen noch weiter ausgeschmückt. So deutet z.B. ein 1877 veröffentlichter Zeitungsartikel den Prometheus an Zumbuschs Denkmal als "die Verkörperung der mit einem nimmer rastenden, nie gestillten Gier: dem eigenen Ich titanenhaft ringenden Menschenseele".

Caspar Zumbusch (1830-1915): Das Beethoven-Denkmal auf dem Beethoven-Platz in Wien (1880) Fotografie S. Bettermann, 2001

Das Gegenstück zur Figur des Prometheus bildet auf der rechten Sockelseite des Denkmals von Caspar Zumbusch die Figur einer geflügelten Göttin, die einen Lorbeerkranz in die Höhe hält. Diese allegorische Gestalt kann als die Siegesgöttin Nike bzw. Victoria gedeutet werden. So verkörpert diese Figur den Triumph des Geistes und der Kunst Beethovens über das persönliche schwere Schicksal des Komponisten. In einem Artikel, der am 24.9.1877 im "Neuen Wiener Tagblatt" veröffentlicht wurde, heißt es, die Siegesgöttin reiche Beethoven "nach ausgelittenem Kampfe den Ruhmeskranz".

1878 - 1880

Das Beethoven-Denkmal von Caspar Zumbusch - II

Das Beethoven-Monument, das Caspar Zumbusch schuf, war nicht das erste Wiener Musiker-Denkmal. Denn schon 1862 hatte der Wiener Männergesangverein die Initiative ergriffen, um eine Statue für Franz Schubert errichten zu lassen. Dieses Denkmal wurde von Theophilus Edvard von Hansen (1813-1891) und Carl Kundmann (1838-1919) ausgeführt und 1872 enthüllt.

Caspar Zumbusch: Beethoven-Figur vom Beethoven-Denkmal in Wien (1880)
Caspar Zumbusch (1830-1915): Das Beethoven-Denkmal auf dem Beethoven-Platz in Wien (1880)

Fotografie S. Bettermann, 2001

Unbeugsamkeit, Freiheitsliebe und Einsamkeit sind die Vorstellungen, die wohl am intensivsten die Darstellung Beethovens in der Kunst der Spätromantik geprägt haben. Seinen vielleicht deutlichsten Niederschlag findet dieses Beethoven-Verständnis in dem Denkmal, das Caspar Zumbusch 1878 für Wien schuf und das zwei Jahre später feierlich enthüllt wurde. Denn hier wurde die Figur des sitzenden Beethoven in bewußter Anlehnung an die Moses-Statue Michelangelo Buonarottis in der Kirche "San Pietro in Vincoli" in Rom gestaltet und damit explizit eine Verbindung zwischen zwei der im 19. Jahrhundert besonders verehrten "Titanen" der europäischen Geisteswelt geschaffen.

In den 1870er Jahren empfand man es dann geradezu als eine Ehrenschuld, in der Kaiserstadt endlich auch ein Denkmal für Ludwig van Beethoven zu errichten und schrieb einen Wettbewerb für das Projekt aus. Namhafte Künstler - insbesondere Franz Liszt und Johannes Brahms - unterstützten das Vorhaben mit großzügigen Spenden, so daß das Monument am 1. Mai 1880 präsentiert werden konnte.

Caspar Zumbusch: Beethoven-Denkmal Wien (1880)
Caspar Zumbusch: Beethoven-Denkmal Wien (1880)

Caspar Zumbusch (1830-1915): Das Beethoven-Denkmal auf dem Beethoven-Platz in Wien (1880) Heliogravüre des k.k. mil.-geogr. Institutes, 1885 (Beethoven-Haus Bonn, B 234)

Carl Kundmann: Schubert-Denkmal Wien (1872)
Carl Kundmann (1838-1919): Das Schubert-Denkmal im Wiener Stadtpark (1872)

Mit dem Monogramm "A.G." bezeichnete Reproduktion einer Fotografie des Denkmals, 1913 (Beethoven-Haus Bonn, B 1337)

Die Besonderheit und Neuartigkeit der Anlage von Caspar Zumbusch wird vor allem im Vergleich mit dem etwas älteren Schubert-Denkmal von Karl Kundmann deutlich. Auch Kundmann hatte den Komponisten, der geehrt werden sollte, auf einen hohen Sockel gesetzt. Auch er hatte die Form der Sitzfigur gewählt und Schubert in einen üppigen weiten Mantel gehüllt. Dennoch wirkt sein Denkmal schlichter und bürgerlicher, fast privat. Dies hat seinen Grund vor allem in der Gestaltung des Sockels, der beim Schubert-Denkmal mit Reliefs dekoriert worden ist, während beim Beethoven-Denkmal hier vollplastische Skulpturen angebracht sind. So repräsentiert das Denkmal von Caspar Zumbusch ganz das starke Selbstbewußtsein des deutschen und österreichischen Großbürgertums in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, das sich selbst als Hauptträger der deutschen Kultur verstand. Ganz in diesem Sinne sollte das Denkmal auch nicht nur als "Huldigung für einen bedeutenden Menschen" dienen, sondern zugleich auch als "künstlerische Dekoration eines Punktes der Stadt", wie es in einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 1877 heißt.

Um das Jahr 1900

Von Apoll zu Jupiter

Die Verehrung Beethovens als Inbegriff des schöpferischen Künstlers erreichte am Ende des 19. und im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Die Heroisierung des Komponisten in der bildenden Kunst blieb in dieser Zeit nicht auf Deutschland und Österreich beschränkt, sondern sie fand auch in Werken französischer Künstler und in verschiedenen Monumenten auf dem amerikanischen Kontinent ihren Niederschlag. Dabei interpretierte man Beethoven nun nicht mehr als zeitgenössischen Musiker oder als inspirierten Komponisten, sondern verglich ihn mit dem heroisch ringenden Titanen Prometheus oder mit dem weit über der Welt der Menschen thronenden Göttervater Jupiter.

Joseph Adolf Lang: Beethoven in den Wolken (1905)
Joseph Adolf Lang: Beethoven in den Wolken (1905)

Joseph Adolf Lang (1873-vor 1928): Beethoven in den Wolken thronend Radierung, um 1905 (Beethoven-Haus Bonn, B 865)

Um diese besondere Verehrung für Beethoven zum Ausdruck zu bringen, stellten verschiedene Künstler, wie z.B. Franz von Stuck (1863-1938) oder Joseph Adolf Lang (1873-vor 1928), den Komponisten auf einem sehr hohen Thron dar. Durch die Verwendung betont schlichter und blockhafter Formen versuchten sie zugleich, ihren Darstellungen einen besonders monumentalen Eindruck zu verleihen. So sollte die Entfernung zwischen dem "Titanen" Beethoven und dem Normalsterblichen ausgedrückt werden.

Max Klinger (1857-1920): Das Beethoven-Denkmal in Leipzig (1902)
Max Klinger (1857-1920): Das Beethoven-Denkmal in Leipzig (1902)

Max Klinger (1857-1920): Das Beethoven-Denkmal in Leipzig (1902) Anonyme Heliogravüre, 1902/1903 (Beethoven-Haus Bonn, B 239)

Den Höhepunkt der Umsetzung derartiger spät-romantischer Vorstellungen in der bildenden Kunst stellt wohl das Beethoven-Denkmal von Max Klinger (1857-1920) dar. Max Klinger verehrte den Komponisten Beethoven persönlich außerordentlich. Denn nach seinem Empfinden war die Musik der Bildhauerei deutlich überlegen, da sie weniger von der materiellen Welt abhängig und damit der Gottheit näher war als die bildende Kunst. Beethoven, der nach Klingers Meinung als größter Komponist zu gelten hatte, war dementsprechend mehr als ein inspirierter und kreativer Mensch. Er war in Klingers Vorstellungswelt fast zu einem Gott geworden und zum Inbegriff des Künstlers schlechthin.

Das Beethoven-Denkmal von Max Klinger

Schon in den 1880er Jahren, als Max Klinger noch in Paris lebte und dort studierte, beschäftigte er sich mit dem Projekt, ein Denkmal für Ludwig van Beethoven zu gestalten. Wie er später berichtete, hatte er beim Spiel am Klavier die ersten Ideen für die Gestaltung seiner Plastik. So entstand die erste Fassung des späteren Monumentes, die der junge Bildhauer in Gips ausführte und in kraftvollen Farben bemalte.

Max Klinger : Modell für das Leipziger Beethoven-Denkmal (1885/86)
Max Klinger (1857-1920): Modell für das Beethoven-Denkmal in Leipzig (1885/1886)

(Beethoven-Haus Bonn, P 18/a)
Fotografie H.-J. Schreck, 2002


Das in Gips ausgeführte, bemalte und vergoldete Modell für Klingers Beethoven-Plastik entspricht in seiner Gesamtanlage schon weitgehend der im Jahr 1902 ausgeführten Endfassung.

Besonders die Reliefs, mit denen der Thron dekoriert ist, enthalten vielfältige Motive aus der antiken, aber auch aus der jüdischen und christlichen Vorstellungswelt. Diese Anspielungen sind in ihrer Kombination nicht leicht zu entschlüsseln. Ganz deutlich werden aber die beiden Hauptthemen der Darstellungen - das ewige Leiden und die Hoffnung auf Erlösung.

Die beiden Seitenlehnen des Thrones zeigen den Sündenfall und die Qualen des Tantalus in der Unterwelt. Auf der Rückseite ist im Vordergrund die Geburt der Aphrodite aus dem Schaum des Meeres zu sehen. Eine lebhaft vorstürmende Gestalt, mit der ein Prophet oder Apostel gemeint sein könnte, deutet auf die Göttin. Im Hintergrund ist die Kreuzigung Christi zu erkennen. Abweichend von der späteren Fassung in Marmor schmückte Klinger bei dem Modell auch die Vorderseite der Rückenlehne mit Reliefs. Hier zeigt er die Gestalten des antiken Helden Ixion, der für seine Freveltaten in die Unterwelt verbannt wurde, und des Prometheus. Prometheus - nach der antiken Mythologie der Schöpfer der Menschen - hatte seinen Geschöpfen das ursprünglich den Göttern vorbehaltene Feuer gebracht und wurde zur Strafe an einen Felsen geschmiedet und vom Adler des Zeus gequält.

Dieses Motiv wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer wieder mit Beethoven in Verbindung gebracht (u.a. von Caspar Zumbusch am Beethoven-Denkmal in Wien aus dem Jahr 1880). Denn der Komponist war in der romantischen Vorstellungswelt dieser Zeit zum Inbegriff des schaffenden genialen Künstlers geworden, der mit der überirdischen Welt der Gottheit in Kontakt steht und deshalb zum persönlichen Leiden verurteilt ist.

Max Klinger: Beethoven-Denkmal Leipzig (1902)
Max Klinger (1857-1920): Das Beethoven-Denkmal in Leipzig (1902)

Farbdruck nach einer Fotografie des Fotoateliers Rommler, um 1904 (Beethoven-Haus Bonn, B 455/a)

Max Klingers Beethoven-Denkmal ist das Resultat einer sehr persönlichen Verehrung des Bildhauers für Ludwig van Beethoven. Es enthält eine Fülle verschiedenartiger Motive, die alle Beethoven als Inbegriff des genialen Künstlers feiern und in den Rang der höchsten olympischen Götter erheben sollen.

Die energische Körperhaltung Beethovens, die angespannten Gesichtszüge und die zur Faust geballte Hand drücken eine starke Willensanstrengung aus. Klinger will hier nicht nur den schmerzlichen Schöpfungsakt und das Ringen nach einer höheren Wahrheit darstellen, sondern auch die Überwindung aller körperlichen Schwächen und Leiden durch die Kraft des Geistes.

Beethoven war in der spät-romantischen Vorstellungswelt zum Inbegriff des schaffenden genialen Künstlers geworden, der mit der überirdischen Welt der Gottheit in Kontakt steht und deshalb zum Leiden verurteilt ist, dieses aber überwinden kann. Damit setzt Klingers Plastik, die ursprünglich aus sehr persönlichen Motiven heraus entstanden war, exemplarisch den Mythos vom Künstler und seinem heroischen Einzelschicksal ins Bild, der die Vorstellungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts so nachhaltig prägte.

In den Jahrzehnten kurz vor 1900 gestaltete Max Klinger nach diesem Modell eine großformatige Plastik, die er im Jahr 1902 bei der Ausstellung der Wiener Sezession zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentierte.

Auch Max Klinger stellte Beethoven als olympische Gottheit dar. Er zeigt den Komponisten mit nacktem Oberkörper. Damit spielt der Bildhauer auf die aus der Antike überlieferte Art der Götterdarstellung an. Auch der weite Mantel, in den der Unterkörper Beethovens gehüllt ist, und die Sandalen, die er trägt, wurden nach antiken Vorbildern gestaltet. Beethoven sitzt auf einem reich dekorierten Thron. Zu seinen Füßen hockt ein Adler, das Wappentier des Jupiter. Die Hände hat der Komponist geballt, sein Gesichtsausdruck ist konzentriert und energisch.

Unterstützt wird die Überhöhung Beethovens in Klingers Plastik zusätzlich durch verschiedene allegorische Szenen auf der Außenseite des Thrones. Denn dort wird der Komponist auch mit Erlösungsmotiven aus der christlichen Gedankenwelt in Verbindung gebracht.

Das Beethoven-Denkmal von Max Klinger in den Räumen der Wiener Sezessions-Ausstellung (1902)
Max Klinger (1857-1920): Das Beethoven-Denkmal in den Räumen der Wiener Sezessions-Ausstellung (1902)

Anonyme Fotografie nach einer alten Vorlage, um 1985
(Beethoven-Haus Bonn)


Wie zur Zeit Ihrer ersten öffentlichen Präsentation, so ist die Beethoven-Figur Max Klingers auch heute noch bei vielen Betrachtern umstritten, was sich besonders an den Kommentaren zum Modell in Bonn äußert. Die kunsthistorische Forschung bemüht sich dagegen seit einigen Jahren darum, Klingers Arbeit in ihrem historischen Zusammenhang zu sehen und dementsprechend zu würdigen.

Am besten hat vielleicht Georg Bussmann die Ideen, die Klinger bei der Gestaltung seiner Plastik bewegten, mit den folgenden Worten umrissen: "Was an Klingers €Beethoven' beim ersten Blick fasziniert, ist der Eindruck des Extremen, Superlativischen, ein Eindruck, der alle landläufigen Vorstellungen von einem Kunstwerk sprengen will und auch sprengt. Das will erstauenen, den Atem rauben, sprachlos machen, und tut das auch, - ob es dabei anzieht oder befremdet, ist zunächst nicht die Frage." (G. Bussmann in: D. Gleisberg (Hrsg.): Max Klinger, 1857-1920. Leipzig 1992, S. 38)

Max Klinger stellte seine Beethoven-Plastik zum ersten Mal im Jahr 1902 in Wien aus - in einem eigenen Raum des Sezessionsgebäudes, der von Gustav Klimt (1862-1918) mit einem Figuren-Fries dekoriert worden war. In der Öffentlichkeit löste diese ungewöhnliche Arbeit allgemeine Empörung aus. Man empfand eine solche Darstellung Beethovens als unpassend und verspottete sie.

Erst Jahre später konnte Klinger sein Denkmal an die Stadt Leipzig verkaufen. Von nun an galt sein Monument jedoch als der Inbegriff des heroischen Beethoven-Denkmals, das den Komponisten als Verkörperung des schöpferischen menschlichen Geistes zeigt, der sich durch seine Leistung bis zu den Göttern emporheben kann.

1900 - 1910

Beethoven-Monumente der Reformbewegung am Beginn des 20. Jahrhunderts

Max Klinger war nicht der einzige Künstler des frühen 20. Jahrhunderts, der seine Verehrung für Ludwig van Beethoven zum Ausdruck brachte. Vielmehr entstand in dieser Zeit eine ganze Reihe von Arbeiten, unter denen das Projekt des Reformkünstlers Fidus durch seine monumentale Konzeption besonders interessant ist.

Fidus war in allen seinen Aktivitäten von dem Wunsch erfüllt, die gesamte Lebens- und Weltanschauung der modernen Welt zu reformiern. Daher wollte er auch Alternativen zur Macht der etablierten abendländischen Kirchen und der christlichen Religion schaffen. Aus diesem Ansatz heraus entstanden verschiedene Entwürfe für Tempel, die herausragende Leistungen und Ideen der abendländischen Kultur verherrlichen sollten.

Hugo Höppener, genannt Fidus: Entwurf für einen Beethoven-Tempel (1903)
Fidus (d.i. Hugo Reinhold Karl Johann Hoeppner) (1868-1947/48): Entwurf für ein Beethoven-Denkmal, gedacht für einen Beethoven-Tempel (um 1900-1903)

Reproduktion eines Aquarells, 1903
(Beethoven-Haus Bonn, B 296)

In diesem Zusammenhang ist auch sein Entwurf für einen "Beethoven-Tempel" zu sehen. Der Komponist sollte durch einen überkuppelten Rundbau geehrt werden, in dessen Zentrum sein überdimensionales plastisches Portrait stehen sollte.

Schon im Jahr 1900 war der erste Entwurf für diese Plastik entstanden. Er zeigt ein Brustbild Beethovens, vor dem eine nackte weibliche Gestalt steht - vermutlicht die Verkörperung der menschlichen Seele.

Wie viele andere Projekte von Fidus, so blieb auch sein "Beethoven-Tempel" ein bloßer Entwurf - zu einem tatsächlichen Bau des Tempels kam es nicht.

1900 - 1910

Auf der Suche nach neuen Formen

Während Max Klinger oder Fidus ihre romantischen Vorstellungen von Beethoven als "Übermensch" entwickelten, gab es andere, vollständig von diesem Blickwinkel abweichende Ideen dafür, wie ein Beethoven-Denkmal auszusehen habe. Einige dieser Entwürfe orientierten sich stark an den traditionellen Typen und Formen des 19. Jahrhunderts, andere versuchten, neue Wege zu beschreiten.

Robert Weigl: Beethoven-Denkmal in Heiligenstadt (1902-1910)
Robert Weigl (1851/1852-1902) / Robert Oerley (1876-um1926): Das Beethoven-Denkmal im Park von Heiligenstadt (1902-1910)

Fotografie von August Stauda, um 1912
(Beethoven-Haus Bonn, B 242)


Die Figur, die Robert Weigl kurz vor seinem Tod schuf, ist unter den Beethoven-Denkmälern des 19. und 20. Jahrhunderts das wohl extremste Beispiel für eine realistische Wiedergabe des Komponisten. Beethoven wird beim Spaziergang im Wind gehend gezeigt, mit flatternden Rockschößen, fliegender Krawatte und zerzausten Locken. Jedes Detail der Figur und der Kleidung ist fast pedantisch genau geformt - bis hin zu den Knöpfen an Jacke und Weste. Auch die Wirkung des Windes, der die Kleidung bewegt und den Stoff der Hose fest gegen die Beine des Spaziergängers drückt, wird exakt wiedergegeben. Beim Betrachter entsteht so ein ganz ungewöhnlich lebendiger Eindruck des Dargestellten, der nur durch die Tatsache, daß das Bildwerk weiß ist, etwas gedämpft wird.

Robert Weigl greift mit seinem Denkmal ein Thema auf, das seit den Anfängen der romantischen Beethoven-Verehrung immer wieder bildlich festgehalten und interpretiert wurde: Beethoven in der Natur. Dabei waren zunächst vor allem idyllische Szenen beliebt, wie z.B. "Beethoven am Bach beim Komponieren der Pastorale". Später stellte man den Komponisten gerne im Sturm dar, um dadurch eine Aussage über sein Wesen und den Charakter seiner Musik zu machen.

Martin Tejcek: Beethoven beim Spaziergang (1841)
Martin Tejcek (1780-1847): Beethoven beim Spaziergang

Lithographie, 1841 (Beethoven-Haus Bonn, B 1937)

Der Prager Maler und Lithograph Martin Tejcek, der ab 1821 in Wien lebte, schuf eine im 19. Jahrhundert sehr beliebte Darstellung Beethovens. Sie zeigt den Komponisten beim Spaziergang in eleganter Kleidung. Beethoven erscheint in Ganzfigur, leicht nach links gedreht. Er trägt den Zylinder aus dem Gesicht hochgeschoben, wie es Gerhard von Breuning in seinen Erinnerungen "Aus dem Schwarzspanierhause" (1874) anschaulich schildert, und hat die Arme auf den Rücken gelegt. In den Händen hält er ein Blatt Papier - gemeint ist wohl ein Notenblatt.

Die nachdenkliche Erscheinung des Komponisten entspricht ganz der Beschreibung, die der Maler August von Kloeber nach seiner Begegnung mit Beethoven in Mödling festhielt: "Bei meinen Spaziergängen [...] begegnete mir Beethoven mehrere Male, und es war höchst interessant, wie er ein Notenblatt und einen Stummel von Bleistift in der Hand öfter wie lauschend stehen blieb, auf- und niedersah und dann auf dem Blatt Noten verzeichnete."

Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang das Beethoven-Denkmal, das Robert Weigl (1851/52-1902) in Wien-Heiligenstadt errichtete. Denn Weigls Ansatz unterscheidet sich grundlegend von Konzepten der Spätromantiker und orientiert sich vielmehr an der naturalistischen Auffassung des mittleren 19. Jahrhunderts.

Das unmittelbare Vorbild für seine Beethoven-Figur bildet eine Lithographie von Martin Tejcek (1780-1847), die Beethoven beim Spaziergang zeigt. Diese Darstellung aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde vom Bildhauer fast ganz genau in die Plastik übertragen und so eine sehr realitätsnahe Darstellung geschaffen. Dieses Beethoven-Denkmal sollte den Eindruck erwecken, als begegne der Betrachter dem Komponisten unmittelbar beim Spaziergang in der Natur. Beethoven wurde hier also ganz in die menschliche Sphäre einbezogen.

Schon wenige Jahre nach der Aufstellung dieser Plastik wurde ein solches Konzept als zu wenig monumental empfunden. So schuf man im Jahr 1910 eine architektonische Einfassung mit einer Säulenreihe, um die Statue so optisch von der Welt des Betrachters abzurücken.

Beethoven-Darstellungen unter dem Einfluß Auguste Rodins

Antoine Bourdelle - I

Nicht nur in Deutschland und Österreich erlebte die Verehrung für Ludwig van Beethoven in den Jahren um 1900 einen besonderen Höhepunkt, sondern auch in Frankreich beschäftigten sich Literaten und bildende Künstler in dieser Zeit intensiv mit Beethoven und seiner Kunst. Für die Entwicklung eines neuartigen und modernen Typs von Denkmälern für den Komponisten spielten vor allem zwei in Paris lebende Künstler eine herausragende Rolle: Antoine Bourdelle (1862-1929) und Naoum Aronson (1873-1943). Beide waren Schüler und Mitarbeiter Auguste Rodins (1840-1917), des wohl bedeutendsten europäischen Bildhauers im ausgehenden 19. Jahrhundert. Und beide sind im Stil ihrer Arbeiten stark von den expressiven Werken Rodins beeinflußt.

Emile-Antoine Bourdelle: "Beethoven au foulard" (um 1890)
Emile-Antoine Bourdelle (1861-1929): "Beethoven au foulard" (um 1890)

Fotografie F. Gramlich, 1987
(Beethoven-Haus Bonn, B 2013)


Emile Antoine Bourdelle interessierte sich Zeit seines Lebens für die Person Ludwig van Beethovens. Schon 1889 entstanden seine ersten Beethoven-Büsten, und bis zu seinem Tod im Jahr 1929 setzte sich Bourdelle immer wieder mit dem Wesen und der Kunst des großen Komponisten auseinander. Die Büste, die unter dem Titel "Beethoven aux foulard" bekannt ist, stammt aus der ersten Phase der Beschäftigung des Bildhauers mit Beethoven. In dieser Zeit orientierte sich Bourdelle noch stark am tatsächlichen Aussehen seines Modells. So weist auch diese Plastik eine recht große Ähnlichkeit zu den Portraits Beethovens auf, die zu Lebzeiten des Komponisten entstanden sind.

Emile-Antoine Bourdelle beschäftigte sich Zeit seines Lebens intensiv mit Ludwig van Beethoven. Schon 1889 entstanden seine ersten Beethoven-Büsten, und bis zu seinem Tod im Jahr 1929 setzte sich Bourdelle immer wieder mit der Person und der Kunst des großen Komponisten auseinander. Im Lauf seines Lebens schuf er eine Vielzahl von Zeichnungen, Entwürfen und Modellen sowie Plastiken, die Beethoven zeigen. Noch heute sind mehr als 20 Portraits des Komponisten von der Hand Bourdelles in verschiedenen Varianten erhalten.

Emile-Antoine Bourdelle: "Beethoven" (1902)
Emile-Antoine Bourdelle (1861-1929): "Moi, je suis Bacchus..." (1902)

Fotografie des Ateliers H.N., um 1929
(Beethoven-Haus Bonn, B 417)


Eine der bekanntesten Beethoven-Büsten Emile-Antoine Bourdelle entstand zu der Zeit, als Bourdelle Mitarbeiter Auguste Rodins war. Diese Plastik wurde vom Künstler in mehreren Fassungen ausgeführt. Einige Exemplare sind auf einem Sockel montiert, der die Inschrift auf der Frontseite trägt: "Moi, je suis Bacchus, qui pressure pour les hommes le nectaire delicieux ..." (Ich bin Bacchus, der für die Menschen den köstlichen Nektar erzeugt). Dieser Satz - von Bourdelle als "parole", also als Wahlspruch, Beethovens bezeichnet, macht die Vorstellungen, die der Bildhauer von Beethoven und seiner Kunst hatte, sehr deutlich. Der Komponist wurde zum Inbegriff des schöpferischen Genies, das fast in die Position eines Gottes erhoben werden konnte.

Während diese Interpretation derjenigen der deutschen Spätromantiker - wie z.B. Max Klinger - weitgehend entspricht, weicht die Art, wie Bourdelle diese Vorstellungen künstlerisch umsetzt, völlig von der der deutschen Künstler ab. Denn Bourdelle hat sich ganz der modernen freien Formensprache Rodins zugewandt und ist nicht mehr an einer realistischen Wiedergabe Beethovens interessiert. Stattdessen wollte er vor allem den Tumult und das Ringen in Beethovens Innern und die Tragik seines Schicksals ins Bild setzen.

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Zwar war Bourdelles Verehrung für Beethoven ähnlich groß wie diejenige der deutschen Spätromantiker, jedoch weicht sein Stil völlig von dem der deutschen Künstler ab. Denn Bourdelle ist spätestens ab 1900 nicht mehr an einer realistischen Wiedergabe Beethovens interessiert. Im Zentrum seines Interesses steht vielmehr eine monumentale Darstellung des Komponisten, die Pathos, Tragik und heroische Leidenschaft ausdrücken soll. Dafür verwendet er freie und von heftiger Bewegung erfüllte Formen, die in ihrer Expressivität und Leidenschaft an den Arbeiten Rodins orientiert sind.

Beethoven-Darstellungen unter dem Einfluß Auguste Rodins

Antoine Bourdelle - II

Die Faszination, die Beethoven auf Antoine Bourdelle ausübte, dauerte bis zum Tod des Bildhauers an. Noch aus Bourdelles letzten fünf Lebensjahren sind nicht weniger als sechs Büsten und Skulpturen bekannt, die den Komponisten zeigen.

Emile-Antoine Bourdelle: "La Pathétique" (1929)
Emile Antoine Bourdelle (1861-1929): "La Pathétique" (1929)

Anonyme Fotografie, 1986
(Beethoven-Haus Bonn, B 1972)


Obwohl Emile-Antoine Bourdelle auch die Portraits anderer Musiker schuf (u.a. gestaltete er eine Büste Frédéric Chopins), war es Ludwig van Beethoven, der für ihn in besonderem Maße das Ringen um künstlerische Größe verkörperte. So kam es schließlich geradezu zur künstlerischen Identifikation des Bildhauers mit Beethoven. Denn nach Bourdelles seinen eigenen Worten sind Musik und Skulptur im Prinzip dasselbe. Wie der Musiker mit Klängen, so komponiert der Bildhauer mit Massen und Volumina.

Die Faszination, die Beethoven auf Bourdelle ausübte, dauerte bis zum Tod des Bildhauers an. Noch aus Bourdelles letzten fünf Lebensjahren sind nicht weniger als sechs Büsten und Skulpturen bekannt, die Beethoven zeigen. Die späteste Arbeit ist diese Figur, die "La Pathétique" oder "Beethoven à la croix" betitelt ist und noch einmal zum Ausdruck bringt, wie sehr Beethoven für die bildenden Künstler des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts zum Inbegriff des leidenden und ringenden Genies wurde. Die Beethoven-Plastiken Bourdelles wurden so zugleich zu einem intimen Bekenntnis des Künstlers über sein eigenes Inneres und über sein Selbstverständnis als schöpferisch arbeitender und ringender Geist.

Die späteste Arbeit ist diese Figur, die "La Pathétique" oder "Beethoven à la croix" betitelt ist und noch einmal zum Ausdruck bringt, wie sehr Beethoven für die bildenden Künstler des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts zum Inbegriff des leidenden und ringenden Genies wurde. Wie das Kreuzsymbol zeigt, wurde der Komponist nun nicht nur mit heidnischen Gottheiten gleichgesetzt, sondern er konnte sogar als leidender Erlöser im christlichen Sinne interpretiert werden. Die Beethoven-Plastiken Bourdelles wurden so zugleich zu einem intimen Bekenntnis des Künstlers über sein eigenes Inneres und über sein Selbstverständnis als schöpferisch arbeitender und ringender Geist.

Beethoven-Darstellungen unter dem Einfluß Auguste Rodins

Das Beethoven-Denkmal von Naoum Aronson in Bonn

Der zweite Rodin-Schüler, der sich mit der Gestaltung eines Denkmals für Ludwig van Beethoven beschäftigte, war der aus Lettland stammende Bildhauer Naoum Aronson (1873-1943).

Naoum Aronson : Das Beethoven-Denkmal im Garten des Beethoven-Hauses Bonn (1905)
Naoum Aronson (1873-1943): Das Beethoven-Denkmal im Garten des Beethoven-Hauses Bonn (1905)

Naoum Aronson wurde in Kraslava, einer kleinen lettischen Stadt an der Grenze zu Weißrußland, als Sohn jüdischer Eltern geboren. Bereits im Alter von etwa vierzehn Jahren hatte er den Wunsch, künstlerisch zu arbeiten. Er nahm zunächst Unterricht an der Kunstakademie in Vilnius und an der dortigen Zeichenschule des Ikonen- und Genremalers Iwan Petrowitsch Trutnjeff (1827-1912). Um 1891/1892 übersiedelte er nach Paris, um dort an der renommierten "École des Arts Décoratifs" das Studium der Bildhauerei zu beginnen. Hier wurde Aronson zunächst durch Hector Lemaire (1846-1933) betreut, später kam zusätzlicher Unterricht an der Akademie Filippo Colarossis und bei Auguste Rodin (1840-1917) hinzu. Die Begegnung mit Rodins ausdrucksstarkem impressionistischen Stil prägte Aronsons Arbeiten nachhaltig - vor allem in den beiden ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Nach einer Anfangsphase voller wirtschaftlicher Schwierigkeiten gelang es Aronson, sich durch einige erfolgreiche Auftragsarbeiten auf dem Pariser Kunstmarkt zu etablieren. Von nun an gehörte er zu den auch international anerkannten Vertretern der französischen impressionistischen und symbolistischen Plastik und hatte vielfache Möglichkeiten, seine Arbeiten auszustellen. Trotz seiner Sympathien für die Neuansätze im kommunistischen Rußland, wohin der Künstler immer wieder vorübergehend zurückkehrte, blieb Paris das Zentrum des Lebens und der Kunst Naoum Aronsons. Bis in die 1930er Jahre genoß er hier großes Ansehen. Er unterrichtete an der École des Arts Décoratifs, und konnte 1926 sein Werk in einer großen Einzelausstellung zeigen. Erst durch die nationalsozialistische Besetzung Frankreichs wurde der inzwischen 65-jährige Künstler gezwungen, Frankreich seiner jüdischen Herkunft wegen zu verlassen. Mit Hilfe einer französischen Helferin gelang ihm 1940 die Flucht nach Portugal und in die USA. Hier starb Naoum Aronson am 30. September 1943 im Alter von 70 Jahren.

Naoum Aronson besuchte im Sommer 1905 die Konzerte des siebten Bonner Kammermusikfestes, das vom Verein Beethoven-Haus veranstaltet wurde. Unter dem unmittelbaren Eindruck der dort aufgeführten Musik entstanden bereits während dieses Besuchs die ersten Studien für eine Beethoven-Büste.

Naoum Aronson (1873-1943): Ludwig van Beethoven (1905)

Reproduktion einer Rötelstudie, 1911 (Beethoven-Haus Bonn, B 411)

Naoum Aronson: Entwürfe und Modelle für das Beethoven-Denkmal in Bonn (Sommer 1905)
Naoum Aronson (1873-1943): Gipsmodell mit Sockel für das Beethoven-Denkmal im Garten des Beethoven-Hauses Bonn (1905)

Beethoven-Haus Bonn, P 46)
Fotografie H.-J. Schreck, 2002


Nachdem Naoum Aronson dem Verein Beethoven-Haus im Sommer 1905 das Modell seiner Beethoven-Büste zum Geschenk gemacht hatte, entschloß man sich in Bonn, eine Bronzefassung der Plastik in Auftrag zu geben. Diese sollte im Garten des Beethoven-Hauses aufgestellt werden.

Wegen der Aufstellung des Denkmals und der Gestaltung des Sockels wandte sich der Vorstand des Vereins Beethoven-Haus noch einmal an Aronson. Denn der Bildhauer war durch eine im gleichen Jahr ausgeführte Gestaltung eines Brunnens in Bad Godesberg mit allen Fragestellungen gut vertraut, die die Präsentation eines Denkmals betrafen.

Aronson unterbreitete verschiedene Vorschläge zur Ausführung des Sockels für seine Beethoven-Büste. Anscheinend war zunächst an eine aufwendigere Gestaltung gedacht, jedoch entschied man sich schließlich für eine relativ schlichte Form. Der Bildhauer sandte das hier gezeigte Gipsmodell nach Bonn, und dieser Entwurf wurde - abgesehen von der Gestaltung der Inschrift - vom Vereinsvorstand angenommen und für das Denkmal in Granit ausgeführt.

Naoum Aronson (1873-1943): Gipsmodell für die Büste des Beethoven-Denkmals im Garten des Beethoven-Hauses Bonn (1905)

Beethoven-Haus Bonn, P 15
Fotografie H.-J. Schreck, 2002


Die Portraitbüste für Ludwig van Beethoven gehört zu den erfolgreichsten Arbeiten, die Naoum Aronson geschaffen hat. Ein Abguß der Lebendmaske des Komponisten, der im Beethoven-Haus ausgestellt war, dürfte die Gestaltung der Gesichtzüge Beethovens angeregt haben. Die Haare und die nur angedeutete Kleidung des Komponisten gestaltete der Bildhauer dagegen völlig frei.

Für das in seinem Pariser Atelier entstandene monumentale Gipsmodell der Büste wurde Aronson bei der Weltausstellung in Liège im Sommer 1905 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Beim Vorstand des Vereins Beethoven-Haus fand es so großen Anklang, daß man den Künstler schon im August desselben Jahres mit der Ausführung einer Bronzefassung seiner Plastik beauftragte und ihn auch bat, einen Entwurf für die Gestaltung des Sockels zu unterbreiten.

Wenig später schuf Aronson in Paris ein monumentales Gipsmodell. Sein Beethoven-Portrait wirkt besonders durch die Neigung des Kopfes und die tiefe Verschattung der Augenpartie sehr eindringlich. Denn dadurch, daß der Blick des Komponisten vom Betrachter weggewandt ist, erscheint Beethoven hier als ein von leidenschaftlichen Ideen erfüllter, aber ganz in seine eigene Welt entrückter Künstler - eine Auffassung, die ganz den Vorstellungen des frühen 20. Jahrhunderts entsprach. Aronson machte sein Modell dem Verein Beethoven-Haus in Bonn zum Geschenk. Hier fand diese moderne Darstellung Beethovens so großen Anklang, daß der Bildhauer im August 1905 mit der Ausführung einer Fassung der Büste in Bronze beauftragt wurde. Im Herbst des Jahres 1905 wurde der Sockel für die Plastik, ebenfalls nach Aronsons Entwurf, in Granit ausgeführt. So konnte das Denkmal schließlich am 17. Dezember 1905 in einer feierlichen Zeremonie im Garten des Beethoven-Hauses enthüllt werden. Hier ist es auch heute noch zu sehen und wird von den Besuchern des Museums noch immer sehr bewundert.

1920 - 1939

Beethoven-Denkmäler zwischen Tradition und Modernität

Die allgemeine Verehrung Beethovens erlebte im Jahrzehnt zwischen 1920 und 1930 noch einmal einen besonderen Höhepunkt. Dies stand einerseits mit der Tatsache in Verbindung, daß sich im Jahr 1927 der Todestag des Komponisten zum hundertsten Mal jährte. Andererseits dürfte gerade in Deutschland die starke Beschäftigung mit Beethoven in diesen Jahren auch durch die traumatischen Erfahrungen des 1. Weltkriegs verursacht worden sein. Denn nach der militärischen Niederlage bezog man vor allem aus kulturellen Leistungen ein nationales Selbstbewußtsein.

Theodor Gosen: Das Beethoven-Denkmal in Mexico City (1921)
Theodor von Gosen (1873-1943): Das Beethoven-Denkmal in Mexico City (1921)

Fotografie H. Brehme, um 1925
(Beethoven-Haus Bonn, B 454)


Der in Augsburg geborene Bildhauer Theodor von Gosen erhielt seine Ausbildung an der Münchener Kunstakademie. Hier schloß er sich der Bewegung zur Förderung und Erneuerung des Kunstgewerbes an. Gosen gestaltete in dieser Zeit vor allem dekorative Kleinbronzen und Schmuckstücke.

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts war Gosen als Professor an der Breslauer Kunstschule tätig. Dort leitete er die Werkstätten für Bronzegießerei und für Ziselier- und Treibarbeiten. In diesen Jahren betätigte sich der Bildhauer verstärkt im Bereich der Großplastik. Unter anderem schuf er für Breslau verschiedene Denkmäler und Bauplastiken. Zeitgenössische Quellen loben an seinen Arbeiten vor allem den "stilvollen und materialgerechten Naturalismus" und die brillante technische Ausführung.

Die Denkmäler und Denkmalsentwürfe, die in dieser Zeit entstanden, zeichnen sich durch eine große Vielfalt in ihren Konzepten und in ihrem Stil aus. Gemeinsam ist fast allen diesen Projekten, daß man nun weniger Beethoven als Person ehren wollte, als vielmehr seine Musik. So entstanden ganz unterschiedliche Ansätze, die die künstlerische Leistung Beethovens zum Hauptmotiv machten und die Darstellung des Komponisten eher am Rande mit einbezogen.

Ein Beispiel für einen solchen Versuch ist das Beethoven-Denkmal von Theodor von Gosen (1873-um 1925) in Mexico City. Hier sind die allegorischen Motive, die im 19. Jahrhundert gewöhnlich in der Sockelzone eines Denkmals angebracht worden waren, zum wichtigsten Element der Komposition geworden. Auf einem hohen Podest ist ein geflügelter Genius zu sehen, der von einer knienden Gestalt - der leidenden menschlichen Seele - um Erlösung angefleht wird. Daß der Weg zu dieser Erlösung über die Musik Beethovens beschritten werden kann, deutet die Maske des Komponisten an, die am Sockel des Monumentes angebracht ist.

1926

Das Projekt für ein Beethoven-Denkmal in Berlin

Als man im Jahr 1926 in Berlin einen Wettbewerb für ein Beethoven-Denkmal ausschrieb, fand die Suche nach neuen Formen für ein solches Monument einen neuen Höhepunkt. Eine ganze Reihe namhafter Bildhauer sandte Entwürfe und Modelle ein, darunter Ernst Barlach (1870-1938) und Georg Kolbe (1877-1947). Das Vorhaben wurde in der deutschen Presse ausgiebig besprochen und zum Teil heftig kritisiert. Da die Meinungen innerhalb des Wettbewerbs-Kommittees und in den Medien sehr unterschiedlich waren und das gesamte Projekt heftig umstritten war, kam es schließlich nicht zu einer Preisvergabe und man gab den Plan für ein neues Berliner Beethoven-Denkmal schließlich ganz auf.

Von den eingereichten Entwürfen wurden nur zwei später tatsächlich als Denkmäler ausgeführt - diejenigen von Georg Kolbe und Peter Christian Breuer (1856-1930).

Peter Christian Breuer: Modell für eine Beethoven-Sitzplastik (1910 oder 1926)
Peter Christian Breuer (1856-1930): Modell der Beethoven-Figur für das Beethoven-Denkmal in Bonn (um 1910 oder 1926)

(Beethoven-Haus Bonn, P 31)
Fotografie H.-J. Schreck, 2002


Das Beethoven-Denkmal, das der aus Köln stammende Bildhauer Peter Christian Breuer entwarf, hat eine besonders lange und wechselhafte Geschichte. Breuer, der seit 1897 als Professor an der Berliner Kunstakademie unterrichtete, hatte sich anscheinend schon in den Jahren um 1910 mit der Gestaltung eines Denkmals für Ludwig van Beethoven beschäftigt. Vermutlich fertigte er verschiedene Entwürfe an. Jedoch kam es nicht zu einem größeren Projekt. Da die Angaben in den Quellen sehr unterschiedlich sind, ist es bisher nicht möglich, den genauen Entstehungszeitpunkt dieses Modells festzustellen.

Als 1926 in Berlin ein Wettbewerb für die Gestaltung eines Beethoven-Denkmals ausgeschrieben wurde, sandte auch Breuer Entwürfe ein, wobei er u.U. auf seine älteren Ideen zurückgriff. Seine Beethoven-Plastik wird in ihrer Wirkung stark von der Blockhaftigkeit der Figur und der Flächigkeit der Formen bestimmt. Darin ist dieses Bildwerk ein typisches Beispiel für die künstlerische Entwicklung des Bildhauers im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts. Denn Breuer hatte sich zunehmend vom naturalistischen neobarocken Stil abgewandt und strebte eine monumentale Wirkung seiner Arbeiten durch die Reduzierung der Details und die Stilisierung der Einzelformen an.

Das Beethoven-Denkmal, das der aus Köln stammende Bildhauer Peter Christian Breuer entwarf, hat eine besonders lange und wechselhafte Geschichte. Breuer hatte sich anscheinend schon in den Jahren um 1910 mit der Gestaltung eines Denkmals für Ludwig van Beethoven beschäftigt. Jedoch kam es nicht zu einem größeren Projekt. Als der Berliner Wettbewerb ausgeschrieben wurde, sandte auch Breuer Entwürfe ein, wobei er u.U. auf seine älteren Ideen zurückgriff.

Peter Christian Breuer (1856-1930): Modell für ein Beethoven-Denkmal (1926)
Peter Christian Breuer (1856-1930): Entwurf für ein Beethoven-Denkmal in Bonn (1926)

Anonyme Fotografie, um 1926 (Beethoven-Haus Bonn, Fotodokumentation Stephan Ley, Band VIII, Nr. 97)

Peter Christian Breuer (1856-1930): Modell für ein Beethoven-Denkmal (1926-1930)
Peter Christian Breuer (1856-1930): Entwurf für ein Beethoven-Denkmal in Bonn (1926)

Collage, um 1930
(Beethoven-Haus Bonn, B 1388)

Nun konzipierte Breuer eine weitläufige Anlage, die sich aus architektonischen Elementen und verschiedenen figürlichen Darstellungen zusammensetzte. Im Zentrum sollte die überlebensgroße Sitzfigur Ludwig van Beethovens zu sehen sein. Nachdem das Berliner-Denkmalsprojekt aufgegeben worden war, interessierte sich die Stadt Bonn für Breuers Entwurf. Der Bildhauer scheint sein Konzept daraufhin umgearbeitet zu haben. Die ursprünglich geplante Anlage sollte nun kleiner und schlichter werden und in eine parkähnliche Landschaft integriert werden.

1926 - 1938

Das Beethoven-Denkmal von Peter Christian Breuer

Peter Christian Breuer / Friedrich Diederich:
Beethoven-Figur in der Bonner Rheinaue (1926-1938)
Peter Christian Breuer (1856-1930) / Fritz Diederich (*1869): Beethoven-Figur in der Bonner Rheinaue (1926-1938)

Fotografie S. Bettermann, 2003

Anders als die in ihrem Stil oft naturalistischen Denkmäler des 19. Jahrhunderts oder die expressiven Monumente Bourdelles und Aronsons zeigt Peter Christian Breuers Beethoven-Plastik stark stilisierte, fast summarische Formen. Nur die Hände und das Gesicht des Komponisten werden differenzierter behandelt. Sie sollen Beethovens innere Anspannung und Konzentration ausdrücken. Der gesamte übrige Körper ist fast zu einem Block geworden. So erinnert die Figur in ihrer Gesamtwirkung an die Plastiken des alten Ägypten, mit denen sich der Kreis um Breuer in Berlin im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts intensiv beschäftigt hatte.

Breuer wollte mit diesem Rückgriff auf archaische Formen die Dauerhaftigkeit und Beständigkeit der Beethovenschen Kunst ausdrücken. Auch die Wahl des Materials - Granit - sollte diesen Eindruck unterstützen. Dieses Konzept muß auch von einem breiteren Publikum in den 1920er durchaus verstanden worden sein. Denn in den Jahren um 1930 wurde Breuers Entwurf verschiedentlich in der Presse als "Ewigkeits-Denkmal" betitelt.

Peter Christian Breuer / Friedrich Diederich:
Beethoven-Figur in der Bonner Rheinaue (1926-1938)
Peter Christian Breuer (1856-1930) / Fritz Diederich (*1869): Beethoven-Figur in der Bonner Rheinaue (1926-1938)

Fotografie S. Bettermann, 2003

Schon 1916, als Breuer in Berlin seine ersten Modelle für ein Beethoven-Denkmal ausstellte, waren die Reaktionen in der Öffentlichkeit sehr unterschiedlich. Einerseits stieß Breuers Figur auf heftige Ablehnung, vor allem da man die mit der Plastik Max Klingers verglich. Dabei wurde der Entwurf Breuers oft als zweitklassige Nachahmung eingestuft, obwohl sich die beiden Denkmäler in ihrem Ansatz wie auch in ihrem Stil grundlegend voneinander unterscheiden. Auf der anderen Seite wurde Breuers Konzept im Kreis der Kunstkritiker und der Beethoven-Verehrer aber auch überschwenglich gelobt und bewundert. In den 1920er Jahren erlebte diese Bewunderung einen besonderen Höhepunkt. Die Anhänger des Breuer'schen Entwurfs fanden sich in dieser Zeit in einem Kreis von Förderern zusammen, der zu Spenden aufrief und sich aktiv um die Finanzierung des Denkmalsprojektes bemühte. Nachdem sich das Berliner Projekt zerschlagen hatte, konzentrierten sich die Aktivitäten dieser Gruppe auf eine Aufstellung der Plastik in Bonn. Es sollte jedoch noch Jahre dauern, ehe ihre Bemühungen schließlich von Erfolg gekrönt waren. Da man sich zur Beschaffung der notwendigen Mittel zunächst an den Reichspropaganda-Minister und später direkt an Adolf Hitler wandte, wurde das Projekt zur "Reichssache" erklärt. Für die Bevölkerung war aus Breuers "Ewigkeits-Denkmal" nun ein "nationales Monument" geworden.

Schließlich wurde nur ein Element aus Breuers Modellen tatsächlich in größerem Format ausgeführt. Fritz Diederich, ein langjähriger Mitarbeiter Breuers, führte die Figur Beethovens in Granit aus. Erst nach Breuers Tod wurde diese Plastik im Jahr 1938 am "Alten Zoll" in Bonn aufgestellt. 1949 trug man sie jedoch wieder ab, und erst 1977 entschied man sich erneut zu einer öffentlichen Präsentation der Figur. Breuers Beethoven-Plastik ist seitdem in der Bonner "Rheinaue" zu sehen.

Peter Christian Breuer/Friedrich Diederich:
Beethoven-Figur in der Bonner Rheinaue (1926-1938
Peter Christian Breuer (1856-1930) / Fritz Diederich (*1869): Kopf der Beethoven-Figur in der Bonner Rheinaue (1926-1938)

Fotografie S. Bettermann, 2003

1950 - 2000

Die Zeit der Experimente - I

Schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte man bei der Gestaltung von Denkmälern für Ludwig van Beethoven nach neuen Konzepten gesucht. Da durch die Erfahrungen des 2. Weltkrieges viele der zuvor anerkannten Formen und Inhalte in Frage gestellt wurden, verstärkte sich diese Tendenz in den Jahren nach 1945 noch deutlich.

So entwickelten sich vielfältige Neuansätze, die in ihrer Aussage und in ihrem Stil oft sehr unterschiedlich waren. Der amerikanische Bildhauer Eugen Ciuca (*1913) wählte z.B. rein abstrakte Formen, um in seinen Denkmals-Entwürfen vor allem seine Verehrung für Beethovens Musik ins Bild zu setzen.

Klaus Kammerichs: "Beethon" - Das Beethoven-Denkmal vor der Bonner Beethoven-Halle (1986)
Klaus Kammerichs (*1933): "Beethon" - Das Beethoven-Denkmal vor der Bonner Beethoven-Halle (1986)

Fotografie S. Bettermann, 2003

Klaus Kammerichs' Beethoven-Denkmal trug bei seiner ersten öffentlichen Präsentation noch nicht den heutigen Titel "Beethon". Vielmehr wurde es ursprünglich als "Mythos Beethoven" bezeichnet. Es ist also von vornherein mit dem Ansatz entstanden, die Problematik im heutigen Umgang mit Beethoven ins Bild zu setzen.

Denn wie Kammerichs' Skulptur aus unterschiedlichen Schichten aufgebaut ist, so setzt sich auch das Beethoven-Bild der Gegenwart aus den unterschiedlichsten Schichten der Rezeptionsgeschichte vergangener Epochen zusammen. Und je näher der Betrachter dem gigantisch vergrößerten Bild des Komponisten kommt, desto weniger kann er Beethoven erkennen.

Damit macht dieses Beethoven-Denkmal die ganze Problematik des modernen, von der wissenschaftlichen Forschung geprägten Verhältnisses zur Kunst der Vergangenheit deutlich. Denn mit jeder Suche nach Details und mit jeder neuen Form der Annäherung wird es letztendlich schwieriger, das Kunstwerk und seinen Schöpfer wirklich zu erkennen und in seiner Gesamtheit wahrzunehmen. Der Betrachter, der Kammerichs' Denkmal umschreitet, kann diese Erkenntnis selbst und ganz unmittelbar nachvollziehen.

Einen ganz anderen Weg, der den Umgang mit Beethoven als Person thematisiert, beschritt der Düsseldorfer Bildhauer Klaus Kammerichs. Er schuf eine großformatige, drei-dimensionale Umsetzung des Beethoven-Portraits von Joseph Karl Stieler (1781-1858). Stielers Gemälde, das im Jahr 1820 entstand, gehört heute zu den populärsten Beethoven-Darstellungen aus dem 19. Jahrhundert.

Joseph Karl Stieler: Ludwig van Beethoven mit dem Manuskript der Missa solemnis (1820)
Joseph Karl Stieler (1781-1858): Ludwig van Beethoven mit dem Manuskript der Missa solemnis

Ölgemälde, 1820 (Beethoven-Haus Bonn, B 2389)

Das Denkmal, das Klaus Kammerichs 1986 vor der Beethoven-Halle in Bonn errichtete, fängt die gesamte grundsätzliche Problematik ein, die die moderne Gesellschaft in ihrem Umgang und ihrer Einstellung gegenüber herausragenden Künstlern der Menschen der Vergangenheit hat. Denn der Bildhauer bezog sich in seiner Arbeit auf ein Portrait, das wie kein anderes die heutige Vorstellung vom Aussehen des Komponisten geprägt hat. So entstand nicht nur ein Monument mit großem Wiedererkennungscharakter, sondern Kammerichs machte zugleich auch deutlich, wie sehr der Blick des modernen Betrachters auf Beethoven von Konventionen und Vorstellungen aus der Vergangenheit geprägt ist.

1950 - 2000

Die Zeit der Experimente - II

Klaus Kammerichs' Beethoven-Denkmal trug bei seiner ersten öffentlichen Präsentation noch nicht den heutigen Titel "Beethon". Vielmehr wurde es ursprünglich als "Mythos Beethoven" bezeichnet. Es ist also von vornherein mit dem Ansatz entstanden, die Problematik im heutigen Umgang mit Beethoven ins Bild zu setzen.

Klaus Kammerichs: Frontansicht des Beethoven-Denkmals vor der Bonner Beethoven-Halle (1986)
Klaus Kammerichs (*1933): "Beethon" - Das Beethoven-Denkmal vor der Bonner Beethoven-Halle (1986)

Fotografie S. Bettermann, 2003

Klaus Kammerichs: Rückansicht des Beethoven-Denkmals vor der Bonner Beethoven-Halle (1986)
Klaus Kammerichs (*1933): "Beethon" - Das Beethoven-Denkmal vor der Bonner Beethoven-Halle (1986)

Fotografie S. Bettermann, 2003

Die Geschichte der Beethoven-Denkmäler des 19. und 20. Jahrhunderts spiegelt nicht nur die Entwicklung einer Kunstgattung wider, sondern sie steht in engster Verbindung mit der Art, wie sich die Verehrung für Ludwig van Beethoven in den verschiedenen Epochen äußerte. Alle Denkmalsprojekte werfen zugleich ein Licht auf die generelle Einstellung, die eine breitere Öffentlichkeit Beethoven gegenüber einnahm.

Die Tatsache, daß die ersten Bemühungen um ein Denkmal für den Komponisten bereits wenige Jahre nach Beethovens Tod unternommen wurden und daß bis in die Gegenwart hinein immer wieder Beethoven-Denkmäler entworfen und errichtet werden, zeigt einerseits die nach wie vor ungebrochene Ausstrahlung des Komponisten und seiner Musik. Andererseits enthüllt sie auch, wie groß das allgemeine Bedürfnis war und ist, einen herausragenden Künstler durch ein öffentlich präsentiertes Bildwerk zu ehren. Man darf deshalb heute schon darauf gespannt sein, wie das dritte Jahrtausend "seine" Monumente für Beethoven gestalten wird.

laus Kammerichs: Seitliche Ansicht des Beethoven-Denkmals vor der Bonner Beethoven-Halle (1986)
Klaus Kammerichs (*1933): "Beethon" - Das Beethoven-Denkmal vor der Bonner Beethoven-Halle (1986)

Fotografie S. Bettermann, 2003

Literatur

Allgemein zum Thema

F. J. Alai: Beethoven glorified in statues. London 2000.

I. Bodsch: 'Monument für Beethoven'. Die Künstlerstandbilder des bürgerlichen Zeitalters als Sinnstifter nationaler Identität?
in: I. Bodsch (Hrsg.): Monument für Beethoven. Bonn 1995, S. 157-177

R. Cadenbach: Mythos Beethoven. Laaber 1986.

H. Hallensleben: Das Bonner Beethoven-Denkmal als frühes "bürgerliches Standbild"
in: I. Bodsch (Hrsg.): Monument für Beethoven. Bonn 1995, S. 29-37.

J. Schmoll genannt Eisenwerth: Zur Geschichte des Beethovendenkmals
in: Saarbrücker Studien zur Musikwissenschaft. Bd 1. Kassel 1966, S. 242-277.


Zu einzelnen Künstlern und Denkmälern

S. Einholz: Peter Breuer (1856-1930). Ein Plastiker zwischen Tradition und Moderne.
Phil. Diss. Berlin 1984.

D. Gleisberg (Hrsg.): Max Klinger, 1857-1920. Leipzig 1992.

H. Guratzsch (Hrsg.): Max Klinger. Bestandskatalog der Bildwerke, Gemälde und Zeichnungen im Museum der bildenden Künste Leipzig. Leipzig 1995.

I. Jianou / M. Dufet: Bourdelle. Paris 1984.

G. Kapner: Ringstraßendenkmäler. Zur Geschichte der Ringstraßendenkmäler. Dokumentation. Wiesbaden 1973.

E.-M. Klother: Emile Antoine Bourdelle: 'Ludwig van Beethoven (Grand Masque Tragique)', 1901
in: Kölner Museums-Bulletin. (2003) 4, S. 13-22.

H. Loos: Max Klinger und das Bild des Komponisten
in: Imago Musicae. 13 (1996), S. 165-188.

P. Naredi-Rainer: Granitstarker Klang. Max Klingers "Beethoven", die Musik Gustav Mahlers
und die Sprache der Materialien
in: P. Naredi-Rainer (Hrsg.): Imitatio. Berlin 2001, S. 218- 227.

S. Schaal: Das Beethovendenkmal von Ernst Julius Hähnel in Bonn
in: I. Bodsch (Hrsg.): Monument für Beethoven. Bonn 1995, S. 39-134.

R. Y: Fidus, der Tempelkünstler. T. 1.2. Göppingen 1985.

Impressum


Herausgeber:
Beethoven-Haus Bonn
Bonngasse 24-26
D-53111 Bonn
Deutschland

Inhalte der Internet-Ausstellung:
Dr. Silke Bettermann