1900 - 1910
Beethoven-Monumente der Reformbewegung am Beginn des 20. Jahrhunderts
Max Klinger war nicht der einzige Künstler des frühen 20. Jahrhunderts, der seine Verehrung für Ludwig van
Beethoven zum Ausdruck brachte. Vielmehr entstand in dieser Zeit eine ganze Reihe von Arbeiten, unter denen das
Projekt des Reformkünstlers Fidus durch seine monumentale Konzeption besonders interessant ist.
Fidus war in allen seinen Aktivitäten von dem Wunsch erfüllt, die gesamte Lebens- und Weltanschauung der
modernen Welt zu reformiern. Daher wollte er auch Alternativen zur Macht der etablierten abendländischen Kirchen
und der christlichen Religion schaffen. Aus diesem Ansatz heraus entstanden verschiedene Entwürfe für Tempel,
die herausragende Leistungen und Ideen der abendländischen Kultur verherrlichen sollten.
In diesem Zusammenhang ist auch sein Entwurf für einen "Beethoven-Tempel" zu sehen. Der Komponist sollte durch
einen überkuppelten Rundbau geehrt werden, in dessen Zentrum sein überdimensionales plastisches Portrait stehen
sollte.
Schon im Jahr 1900 war der erste Entwurf für diese Plastik entstanden. Er zeigt ein Brustbild Beethovens, vor
dem eine nackte weibliche Gestalt steht - vermutlicht die Verkörperung der menschlichen Seele.
Wie viele andere Projekte von Fidus, so blieb auch sein "Beethoven-Tempel" ein bloßer Entwurf - zu einem
tatsächlichen Bau des Tempels kam es nicht.