Beethoven an seine Brüder Kaspar Karl und Johann van
Beethoven, Heiligenstadt, 6. und 10. Oktober 1802 („Heiligenstädter
Testament“)
Das sogenannte Heiligenstädter Testament ist ein
Abschiedsbrief Beethovens an seine beiden Brüder Karl und Johann.
Gleichzeitig wendet er sich an alle Menschen in seiner Umgebung.
Beethoven will in erster Linie klar machen, dass die Menschen ihn falsch
verstanden haben. Er selbst hält sich für einen lebenslustigen
Menschen, der die Gesellschaft anderer liebt und allen gegenüber
aufgeschlossen ist. Durch sein schlechtes Gehör – von dem noch niemand
weiß – kann er sich aber seit ein paar Jahren nicht mehr unter Menschen
begeben, was ihn einsam und unglücklich macht. Die Welt hält ihn deshalb
für launisch und misanthropisch. Beethoven rechnet damit, aufgrund
seiner Krankheit bald sterben zu müssen, weshalb er seinen Nachlass
regelt. Sein Geld und seine Musikinstrumente sollen sich seine Brüder
aufteilen. Von seinen Freunden verabschiedet er sich dankbar. Sein Arzt
soll ihn obduzieren und seine Krankheit beschreiben. Seinen Brüdern
empfiehlt er Tugend (Güte), da sie seiner Meinung nach nur dadurch
glücklich werden können, nicht durch Geld. Beethoven berichtet von
seiner Verzweiflung. Er gibt zu, an Selbstmord gedacht zu haben. Aber er
glaubt an seine Kunst und ist sich sicher, noch lange nicht auf dem
Gipfel angekommen zu sein. Obwohl es ihm schlecht geht und er sich
manchmal nach dem Tod sehnt, will er jetzt noch nicht sterben, sondern
weiter für die Kunst leben.
In einem Nachsatz, den er einige Tage später dem Brief hinzufügt,
beschreibt Beethoven noch einmal seine ganze Verzweiflung. Er war nach
Heiligenstadt gekommen, in der Hoffnung wieder gesund zu werden. Am Ende
seines Aufenthaltes muss er erkennen, dass das unmöglich ist. Er hadert
mit seinem Schicksal und mit Gott. Unbeschwert glücklich sein zu können
hält er nie mehr für möglich.